Der chinesische Drache beißt mit dem Schwanz

Ich durchquerte das riesige chinesische Reich vom Nordosten bis Südwesten in gut zwei Wochen. Kann man in so kurzer Zeit wirklich einen Eindruck gewinnen? Kann man nach so kurzer Zeit ein derart widersprüchliches Land beurteilen? Nein, kann man natürlich nicht! Man kann lediglich einige Vorurteile bestätigen, in Frage stellen, oder vielleicht sogar revidieren.
China ist ein boomendes Land, so weit lassen sich die Analysen von außen jedenfalls bestätigen. Die Menschen in diesem Land wollen weiterkommen, insofern decken sich die persönlichen Bedürfnisse mit den politischen Bestrebungen. Aber China hat nichts mehr mit Hugo Portischs „So sah ich China“ gemeinsam, genauso wenig wie Tibet mit Heinrich Harrers Büchern.
Das Land birgt unendlich viele landschaftliche Schönheiten und unermessliche Kulturschätze.
Die chinesischen Machthaber sind bestrebt, die Zeiten der physischen Unterdrückung zu beenden. Sie haben nach vielen Jahrzehnten eingesehen, dass dieser Krieg ohne Genozid nicht zu beenden ist. Aus der sicher richtigen Beobachtung heraus, dass die tibetischen Klöster bzw. deren Mönche die Bevölkerung immer wieder gegen die fremden Machthaber aufstacheln, wurden die Wohnstätten der Mönche weitestgehend zerstört und die Klostergemeinschaften aufgelöst. So wurde der Nährboden der tiefen Gläubigkeit nicht ausgedorrt, sondern noch fleißig gegossen.
Die Ausreise aus Tibet erfolgte über Nepal. Ein Kontrast wie er ärger nicht sein könnte. Die Leserinnen und Leser dürfen sich überraschen lassen.